Dienstag, 26. Mai 2015

Erben ist nachhaltig...

Folgen wir den Gedanken von Thomas Straubhaar, einem neoliberalen Wirtschaftsprofessor. Seine These, die Erbschaftssteuer ist etwas ungerechtes und behindert die Nachhaltigkeit. Menschen die etwas Vererben können leben nachhaltiger, da sie etwas an die nächste Generation weiter geben können (dagegen sprechen Privatflugzeuge, dicke Autos, etc.). In seinen Augen ist es daher nicht gerecht, wenn diese Nachhaltigkeit durch eine Besteuerung behindert wird und der Vererber dann motiviert ist alles zu konsumieren. Soweit zur These des Herr Strauhaar. Eigentlich müsste man sie gar nicht konsumieren. Allerdings ist es interessant wie das dehnbar das Weltbild von Wirtschaftsprofessoren ist. Ich stelle ein paar kleine Widersprüche im Gedankengebäude des Herrn Professors auf, um seine These zu hinterfragen.

Thema Nachhaltigkeit
Nehmen wir an jemand hat ein Unternehmen das er nicht vererben kann oder will. Dann verkauft er es und es existiert weiter. Das gleiche gilt für Häuser, Yachten und andere Vermögensgegenstände. Sie sind nicht weg nur verkauft und haben den Eigentümer gewechselt. Der Volkswirtschaft ist es egal, denn es werden keinerlei Werte zerstört. Somit spricht erst einmal nichts gegen die Steuer. 

Besteuert werden sollte deshalb nicht die Erbschaft, sondern der Konsum der Erben. Denn Konsumsteuern verteuern den heutigen Genuss, dämpfen damit den Ressourcenverzehr und belohnen eine Zurückhaltung zugunsten künftiger Generationen. 

Das Argument ist Unsinn. Es bedeutet, dass Investitionen keine Ressourcen verzehren würden. Ein gebautes Haus nimmt Platz in Anspruch und zerstört einen Teil der Natur. Da können (nicht müssen) Konsumgüter und Dienstleitungen wesentlich ressourcenschonder sein. Auch sonst ist Nachhaltigkeit kein Argument gegen, sondern für eine Erbschaftssteuer. Nehmen wir an 20 Generationen leben Nachhaltig und häufen eine Menge Vermögen an. Die 21. verprasst alles und zerstört die Umwelt. Der Hebel ist auf einmal enorm groß. Warum sollten wir als Gesellschaft diesen Hebel zulassen wollen. Die implizite Grundannahme Straubhaars ist, dass sich reiche Menschen vernünftiger und besser verhalten als der Rest. Das ist absurd.

Leistungsloses Einkommen
Schaut man sich Straubhaars Grundüberzeugungen an, wird es noch besser. Straubhaar argumentiert in einigen Beiträgen, dass der Druck auf Arbeitslose erhöht werden müsse. Die Begründung ist klar. Erst durch diesen Druck gehen die faulen Arbeitslosen arbeiten und schaffen Werte. Das ist volkswirtschaftlich von Vorteil und sie erzeugen keine Kosten für die Allgemeinheit. Wie aber sieht es beim Erben von Vermögen aus, vielleicht so viel das man davon leben kann. Im kleineren Maßstab gilt das auch für alle anderen Erbschaften.

Ein Langzeitarbeitsloser erhält Geld vom Staat. Das steht ihm zu, weil es staatlich garantiert ist. Die Güter werden vom Rest der Gesellschaft erzeugt, damit der Arbeitslose leben kann. Er hat (offiziell) einen Anspruch und erhält diesen.
Ein reicher Erbe erhält Geld aus Zinsen. Die Erbschaft ist ihm staatlich garantiert, ebenso der Erhalt der Zinsen (Verträge, etc.). Die Güter werden vom Rest der Gesellschaft erzeugt, damit der Reiche leben kann. Er hat einen Anspruch und erhält diesen.
Der Unterschied zwischen den Beiden ist, dass der Reiche ein Papier hat auf dem Privat steht, beim Arbeitslosen steht Staat drauf. Die Güter werden von allen anderen bereit gestellt. Leistungen werden nicht erbracht. Warum wird der Arbeitslose gestraft und der Reiche belohnt? Das Argument Straubhaars
Doch eine Schwächung der Starken macht die Schwachen nicht stärker. Die Enteignung der Familien durch die Erbschaftsteuer führt deshalb auch nicht zu mehr Wohlstand und Gerechtigkeit. 
ist Quatsch. Es kommt auf das Maß an. Es geht nicht darum alles und jeden zu enteignen. Alle Steuern belasten Menschen. Warum nicht dort nehmen wo es am wenigsten belastet? Eine Stärkung der Starken sorgt sicher nicht dafür, dass die Armen stärker werden.

Fazit
Man muss Straubhaars Beitrag öfter lesen. Erst dann wird einem klar wie sehr er sich sein Weltbild zurecht biegt. Typisch für die "Spitzen"ökonomen" ist, dass sie Singularisieren. Sie nehmen sich ein spezielles Thema heraus und argumentieren. Dort funktioniert die Logik auch meist ganz gut. So kann man Griechenland dann auch zum Sparen anhalten. Wenn weitere Ebenen hinzukommen zerfällt das Gedankengebäude dann schnell zu Staub. Es wird mit Nachhaltigkeit argumentiert. Ignoriert wird dabei, dass Luxusgüter die wahrscheinlich ressourcenintensivsten Produkte sind. Es wird nicht bedacht, dass durch die großen Geldvermögen unsinnige Investitionen wie Fracking finanziert werden. Durch ein mangelndes Steueraufkommen werden dann Investitionsprojekte wie Autobahnen privat vergeben, obwohl es nachweilich teurer ist. Das alles stört auf der ersten Ebene nicht. Auf Ebene 2 oder 3 des Problems fällt einem so etwas auf. Wenn Wirtschaftswissenschaften in Deutschland so arbeiten, dann gute Nacht.

Chris

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