Dienstag, 4. März 2014

Konsverativer Erguss

Wie baut man sich einen ideologischen Artikel um nachzuweisen, dass jegliche soziale Hilfe schlecht ist und den Leistungswillen unterminiert? Man fängt wie die Welt erst einmal damit an ein positives Beispiel zu bringen. Es wird ein armes Kind präsentiert, welches es aus eigener Kraft geschafft hat Millionär zu werden. Die These ist, sei fleißig, dann wirst du reich. 
Wenden wir diese Logik auf den Sport an. Trainiere fleißig, dann können alle gleichzeitig 100m Sprintsieger werden. Niemand zweifelt daran, dass einzelne Menschen durch Willen, Glück und Talent ihr vorbestimmtes Leben ändern. Es ist aber Irrsinn daraufhin anzunehmen, dass man nur arm genug sein muss um reich zu werden. Jeder reiche müsste im Umkehrschluss sein Geld verlieren. Das ist aber nicht so.

lebenslang vom Staat verliehener Rechtstitel denken zu lernen statt in den Kategorien von Arbeit, Aufstieg, Leistung, Opfer und Selbstverantwortung.

Das ist die Meinung des Weltautors. Wir Opfern nichts mehr.Denn Fernbeziehungen, 60 Stunden Wochen, schlechte Bezahlung, Hartz 4, soziale Ausgrenzung, etc. sind keine Opfer. Die Realität wird gebaut wie man sie braucht. Allein dieser Ausspruch

Vermögen entstehen aus der Not heraus

ist so unendlich lächerlich. Nach dieser Logik müssten viele afrikanische Länder die reichsten Bewohner haben. Warum ist das wohl nicht der Fall? Es wird ignoriert, dass der ehemalige Adel immer noch reich ist. Das er viel von der Industrie finanziert hat. Es wird ignoriert, dass die Kolonialreiche Geld ins Land brachten und die Industrialisierung mit unterstützten. Es war nicht der Fleiß des Einzelnen. Es war eine Mischung aus staatlicher Unterstützung, Machtpolitik und Einzelleistung, welche die Wirtschaft in den Industriestaaten voran brachte. 
Wenigstens hiermit hat der Autor recht.

Armut ist nicht gottgegeben

Armut ist menschgemacht. Somit kann man sie ändern. Wir leben in einer Zeit mit unendlichem Reichtum. Gleichzeitig sind viele Menschen arm und hungern. Die Verteilung der Güter ist ungerecht. Dazu muss man kein Sozialist sein. Wenn 1% der US Bevölkerung über 60% der Vermögen besitzt ist etwas verkehrt. Vermögen entsprechen Macht. Wer bei Verstand glaubt daran, dass diese Macht nicht genutzt wird, um seine Position zu schützen? Das dies passiert wird von Ideologen wie dem Autor der Zeit vollkommen ignoriert. Das würde bedeuten, dass die Mehrheit es eben nicht schaffen kann.

Im Schlusspunkt kulminiert sich dann der Brechreiz

Der Staat hat verlernt, dass Not nicht einfach nur arm, sondern auch leistungswillig machen kann.

Spitzen wir diese Aussage zu. 
Mehr Not = mehr Leistung
Also brauchen wir mehr Not. 
Folglich ist es sinnvoll Arbeitlager einzuführen, Krankheiten zu verbreiten, Essen zu rationieren, also viel Not zu verbreiten. Der zentrale Witz an dem Satz ist, dass Not leistungswillig machen KANN. Wenn man nicht weiß wie viele Menschen nicht verzweifeln, wie viele Menschen Armut als Anreiz sehen, ist dieser Satz komplett nichtssagend. Man kann auch aus einem Hochhaus fallen und überleben. Die Wahrscheinlichkeit ist schlecht aber vorhanden.

Zum Schluss noch ein paar Zitate aus der Kommentarleiste. Ich hoffte, dass dieser Artikel Kritik ohne Ende bekommt. Aber da kommen er vorgekrochen, der konservative Mittelstand.

das stimmt, wenn unsere Großeltern (> Jahrgang 1930) so Jammerlappen wie viele heute in Deutschland lebende Menschen gewesen wären, die für alles nach dem Staat rufen, würden wir heute noch zwischen Trümmerbergen leben.

Wir sind heute alle Jammerlappen. Diesen Ausspruch gab es zu jeder Zeit. Der genannte Jahrgang durfte sich diesen Spruch bestimmt auch anhören. Die Trümmerberge sind ein nächstes Beispiel konservativer Ignoranz. Deutschland war industriell nicht so stark zerstört wie propagiert oft wird.


Die gibt es bereits: PDV, Partei der Vernunft
Deren Programm ist die "Österreichische Wirtschaftslehre". Dabei geht es um Eigenverantwortung und Freiheit. Nicht nur für die Kleinen, auch für die Großen: Wer Pleite geht ist halt weg und wird nicht mit Steuergeldern gerettet.

Politk wird auf ein Minimum reduziert. Für die Lobby ist es dann vorbei mit Gesetze und Subventionen, die für Geldkoffer gekauft wurden.
 
Interessanterweise nennen sich die dümmsten Ideengeber immer vernünftig. Man nimmt eine veraltete in sich inkonsistente Wirtschaftstheorie und verfechtet sie als das Beste was es geben kann. Dann gründet man eine Partei und nennt sich vernünftig. Die österreichische Schule hat die Annahme, dass Märkte perfekt funktionieren und nichts ein besseres Resultat erzielen kann.  Wissenschaftlich gesprochen reicht ein Gegenbeispiel, um diese Annahme zu widerlegen. Es existieren in der Realität hunderte dieser Beispiele. Wenn also diese Annahme nicht gültig ist, dann bricht das Logikkonstrukt, welches zu Argumentation der Theorien aufgebaut wird, in sich zusammen. Somit ist eine Partei die sich darauf beruft nicht vernünftig.

Der Sozialstaat gehört komplett abgeschafft. Komplett !!!
Die Schwachen habe im 19, Jahrhundert auch überlebt.

Die moderne Technik gehört abgeschafft. Der Mensch hat früher auch ohne sie überlebt. Etwa so sinnvoll ist eine solche Aussage. Auch Gesellschaftssysteme können sich entwickeln.

Spannenderweise sind diese Kommentaroren sich nicht im Ansatz darüber bewusst, dass sie am Ast sägen auf dem sie sitzen. Man muss schon sehr wohlhabend sein, um nicht vom Sozialstaat direkt und/oder indirekt zu profitieren. Ärzte profitieren dadurch, dass es ein stabiles verhältnismäßig gut finanziertes Gesundheitssystem gibt. Es gibt Schulen die nichts kosten. Man braucht keine Wachmannschaft, um seine Wohnung/Haus zu bewachen, da die Gesellschaft halbwegs stabil ist. Man braucht keine Existenzangst zu haben. Es gibt Beispiele aus den USA, wo Menschen jahrelang gut verdienen und aufgrund einer Krankheit in den Abgrund gerissen werden. Vorher wetterten viele bestimmt auch gegen den Staat und die Sozialsysteme. Hinterher holte sie die Realität ein.

Fazit
Den einzigen den eine solche Propagandaleistung hilft sind diejenigen die reich sind. 99% der Menschen in Deutschland nützt es nichts. Die meisten erbringen eine hohe Leistung. Arbeitsverdichtung, Flexibilität, ständige Erreichbarkeit, Überstunden, etc. gab es früher nicht. Viele der fleißigen Alten wurden geboren, arbeiteten und starben am selben Ort. Heutzutage sind Fernbeziehungen und Pendeln nicht mehr die Ausnahme. Als Leistung wird das nicht gewürdigt. Warum auch, wenn man konservativer Welt Leser ist, dann ist nur das eigene Leben eine Leistung.

Chris

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