Samstag, 25. Januar 2014

Gleichgewichtsmodell

Wieso hält sich ein schlechtes Modell, wie das Gleichgewichtsmodell der Ökonomie, so hartnäckig? Es ist so offensichtlich falsch und so selten geeignet, dass man sich fragt, wie irgendjemand an die Sinnhaftigkeit der Modellierungen glauben kann. Auf den Nachdenkseiten wird dieses Modell für das Thema Mindestlohn auseinander genommen. Dabei werden nicht mal alle Widersprüche vorgestellt. Es soll ein Gleichgewichtslohn geben. Dieser ergibt sich aus der Grenzproduktion. Wenn dies der Fall wäre, müssten Lohnverhandlungen immer scheitern und die Löhne je nach Wochentag schwanken. Denn man kann nicht davon ausgehen, dass die Produktivität immer gleich wäre. Somit verletzen die tatsächlichen Löhne ständig den Gleichgewichtslohn. Das aber soll vermieden werden, meinen die Gegner eines Mindestlohns. Zu hohe Löhne führe zu Arbeitslosigkeit und zu niedrige zu Fehlallokationen. Implizit ist dieser Zustand ständig vorhanden.

Eine der stärksten Fehlannahmen im Modell ist folgende. Alle Produktivitäten sind parallel geschaltet. Was bedeutet das für eine Argumentation? Man stelle sich 3 Federn in Parallelschaltung vor. Wenn eine Feder weniger zur Tragkraft des Systems beiträgt, dann müsse die anderen mehr leisten. Das Gleichgewicht wird in jedem Fall erreicht. Selbst wenn eine Feder nichts mehr trägt, funktioniert das System. In meinen Augen wäre dies die mechanistische Vorstellung der Gleichgewichtstheoretiker. Das Problem ist nur, dass es noch eine Reihenschaltung gibt. Fällt hier eine Feder aus, dann kann das Gleichgewicht nicht mehr erreicht werden. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft ist das genau der Fall. Der beste Verkäufer, kann nur verkaufen, wenn es ein Produkt gibt. Normale Menschen würden sagen, dass ist doch ganz klar. In einem Arbeitsmarktmodell zur Bestimmung des Effekts eines Mindestlohnmodells existieren solche Realitäten nicht. Dennoch glauben wir an diese Forschungen und geben den Verfechtern der Modelle eine Plattform. 

Die Forderung die man stellen muss, an Ökonomen wie an Wirtschaftsjournalisten, ist die folgende. Veröffentlicht eure Ergebnisse nur, wenn die Annahmen daneben stehen. Manch ein Leser würde staunen wie schwach die Annahmen sind und wie schwer sie mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen sind.

Chris

1 Kommentar:

  1. In einer echten Wissenschaft wird ständig überprüft, ob die Modellannahmen mit der Realität übereinstimmen. Würde man dies endlich auch mit dem Gleichgewichtsmodell machen, würde man sehr schnell merken, dass es im Grunde ein Sonderfall ist. Ein Gemüsemarkt mag nach Angebot und Nachfrage funktionieren, aber eine arbeitsteilige Wirtschaft mit maschineller Massenproduktion und gesättigten Märkten erzwingt gänzlich andere Marktmechanismen. Die wesentliche Determinante des Preises eines Produktes sind die Herstellungskosten. Das ist ja auch in Ordnung, aber das bedeutet schlicht und einfach, dass die derzeitigen ökonomischen Modelle, die nahezu alle auf dem Gleichgewichtsmodell aufbauen, rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.

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