Freitag, 17. Mai 2013

Schützen freie Märkte vor Krisen?

Diese Aussage kursiert immer wieder bei den Marktliberalen. Krisen entstehen nur durch den Eingriff des Staates. D.h. wären Märkte frei, dann gäbe es keine Krisen. Gibt es sie dennoch, dann sind die Märkte eben nicht frei genug. Der Vorteil dieser Aussage ist, dass sie immer stimmt. Da "frei" nicht definiert ist, kann man die Schuld für Krisen immer an jemanden anders weiter geben.

Wie sieht das Ganze aus, wenn man vernünftig darüber nachdenkt?
Nehmen wir einen Kartoffelmarkt an. Der Handel ist frei und die Preise sind im Gleichgewicht. Die Angebotsmenge an Kartoffeln für das nächste Jahr wird anhand der verkauften Kartoffeln im aktuellen Jahr hergeleitet. Haben alle Stände ihre Kartoffeln komplett verkauft, dann werden sich viele überlegen mehr zu produzieren. Wenn nun ein Diätwahn bei den Kartoffelkäufern eintritt, dann entstehen Überschüsse, welche nicht verkauft werden können. Die Preise brechen zusammen und die Einkommen der Kartoffelverkäufer sinken. Obwohl an keiner Stelle die Preisbildung durch eine staatliche Kontrolle gestört worden ist, kann es zu einer Krise kommen. Der Grund hierfür liegt darin begründet, dass die Händler anhand eines Ist-Zustands in die Zukunft extrapolieren müssen. Dieser Ist-Zustand zeigt zwar, dass alle Händler alle Güter verkauft haben. Er zeigt aber nicht, dass alle Händler im nächsten Jahr mehr Waren haben werden und/oder weniger Nachfrage nach den Gütern aufgrund von externen Effekte entsteht. 
Alle Händler handelten rational. In der Summe war es irrational, denn selbst wenn die Nachfrage nicht eingebrochen wäre, hätte ein ähnlicher Effekt auftreten können. Da es sich bei Märkten um dynamische Prozesse handelt, kann es zu so einer Art Resonanz kommen. Alle tun das Gleiche, da es für jeden rational wäre. Insgesamt kommt ein irrationales Verhalten heraus. Heiner Flassbeck brachte für einen ähnlichen Fall das Beispiel eines Kinos. Wenn eine Person aufsteht, dann sieht sie besser. Wenn alle unabhängig diese rationale Entscheidung unabhängig (frei) voneinander treffen, dann stehen alle und niemand sieht besser.

Fazit
Man sollte Ideologien über Bord werfen und beginnen über Funktionsweisen und Prozesse nachzudenken. Zwar argumentieren liberale Philosophen wie ein von Mises streng logisch, aber sie vernachlässigen die Dynamik der Prozesse. Sie gehen von statischen Zuständen aus, sodass es streng genommen keine Krisen, aber auch kein Wachstum geben kann.

Chris

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