Freitag, 10. August 2012

Hilfe wir haben Überschüsse, wir müssen das System ändern

Die typische Dauerleier bei der INSM. Privat ist gut und staatlich ineffizient und gehört reformiert. Heute ist es mal wieder das gesetzliche Gesundheitssystem. Obwohl 20 Mrd. Euro an Überschüssen im Jahr 2011 erwirtschaftet wurden, scheint das System nicht effektiv genug. Stattdessen wird kritisiert, dass man dieses Geld für bessere Leistungen oder die Abschaffung der leidigen bürokratischen Praxisgebühr verwenden könnte. Die INSM hat den Sinn eines staatlichen Unternehmens oder einer Versicherung nicht verstanden. Ziel ist es dort für möglichst wenig Geld eine möglichst hohe Leistung für möglichst alle Menschen im Land herauszuschlagen. Gewinnoptimierung gehört nicht dazu. 

Aufhänger diesmal sind die steigenden Arztbesuche seit 1991. Die Analyse der Zahlen ist dabei mehr als fragwürdig. Fragen wie: wie sieht die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen aus (es gibt nämlich ganz marktwirtschaftlich Rabatte wenn man solche Untersuchungen durchführen lässt), wie sieht die Zahl der chronisch Kranken aus (ist diese gestiegen, steigen natürlich die Besuche beim Arzt), etc; wurden nicht berücksichtigt. Es gab auch keinen Hinweis, dass man eine Überweisung zum Facharzt braucht (buy one get two). Somit blendet die INSM in ihrer Analyse die demographische Entwicklung, welche sie für die Rentenprivatisierung so oft beschwört, komplett aus.


Gedanken zum Vorschlag der effizienteren privaten Versicherungen
Wieso sollte eine Umstellung auf ein privates oder halb privates Gesundheitsversicherungssystem effektiver sein? In den USA haben wir diesen Zustand. Dort wird nicht gespart, vielmehr gibt es dort das teuerste Gesundheitssystem. Auch die Versorgung der breiten Masse ist nicht gerade Optimal. Dafür zahlen einige wenige deutlich weniger ein, während viele auf der Strecke bleiben. Auch in Deutschland jammern die privaten Kassen, da ihre früher durchschnittlich jüngeren Mitglieder plötzlich alt werden und mehr kosten.  Hinzu kommt, dass private Kassen Gewinne machen müssen. Dafür brauchen sie viele Neukunden und müssen Werbung machen. Diesen Kostenpunkt haben gesetzlichen Kassen nicht. Interessant wären an dieser Stelle Studien die das Preis-/Leistungsverhältnis darstellen. Ich denke, dass das deutsche System auch heute nicht so schlecht abschneiden würde (2005).

Berechtigte Kritik
Die Frage ob man 100 gesetzliche Kassen braucht ist berechtigt. In meinen Augen würde eine reichen. Das würde die Kosten an der Spitze drastisch reduzieren.

Sparbemühungen
Interessant ist, dass die Politik Sparbemühungen untergräbt. So erschwerte Herr Rösler die Aushandlung von Rabatten auf Medikamente von Krankenkassen. Somit sind Medikamente in Deutschland immer noch teurer als im europäischen Mittel. Dort kann man ansetzen. Auch die Privatisierung von Kliniken führten insgesamt häufig zu einer Verteuerung. Warum also in diese Richtung weiter machen?

Chris

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