Montag, 30. Juli 2012

7,5 Millionen Standortvorteile

Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler sieht in den umstrittenen 400-Euro-Jobs einen “wichtigen Standortvorteil” für Deutschland.

7,5 Millionen Mini-Jobber welche schlecht bezahlt werden sind also ein Standortvorteil. Es zählen nicht die Menschen und deren Einkommen, es zählt die Möglichkeit der Ausbeutung des Humankapitals.

Fragen die sich daraus ergeben

Was Herr Rösler als Standortvorteil ansieht bringt massive Probleme mit sich. Die Zusammenhänge werden durch den begrenzten Horizonts unseres Wirtschaftsministers nicht erkannt. So sind wesentliche Probleme bei der Finanzierung der Sozialsysteme auch auf den Umstand der schlechten Bezahlung der Mini-Jobber zurückzuführen. Die Gefahr der Altersarmut, welche von treuen INSM Mitarbeitern mit Hilfe von fadenscheinigen Argumenten geleugnet wird, resultiert auch daraus. Die seit Jahren schwache Binnennachfrage ergibt sich aus der schlechten Entwicklung der Einkommen und somit der Kaufkraft. Das IW Köln sieht das allerdings nicht so dramatisch. Obwohl die Produktivität stark gestiegen ist, können wir uns immerhin 20 Jahre lang das gleiche leisten.

Was bringt der Standortvorteil

Wohin mit dem Plunder den unsere Standortvorteile erzeugen? Auch hier zeigt sich die begrenzte Möglichkeit eines Herrn Röslers Probleme zu erkennen. Er freut sich darüber, dass die Deutschen unglaublich billig produzieren. Gleichzeitig möchte er die Hilfszahlungen für Griechenland stoppen. Das heißt einerseits freut sich unser Wirtschaftsminister indirekt über die hohen Exportüberschüsse, andererseit verurteilt er die Schulden der Importländer unserer Güter. Von dem Zusammenhang das die Summe aller Importe und Exporte der Welt Null ist hat er sicher noch nichts gehört. Nicht umsonst schämt sich sogar die eigene Partei über Herrn Rösler. Die gewonnene Wettbewerbsfähigkeit nur sehr begrenzt etwas. 
Alle Länder außerhalb der Eurozone können ihre Währung abwerten. Somit wäre die Senkung der Lohnstückkosten dahin. Einen Vorteil gibt es nicht. Der Nachteil liegt in der geringeren Kaufkraft der eigenen Bevölkerung und in der Minderung des eigenen Wohlstandszuwachses. Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass die Währungsanpassung der anderen Länder zu weiteren Lohnsenkungen führen würde, da man die Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen möchte. Dies geschieht zumindest wenn Menschen wie Rösler an der Macht bleiben.
Alle Länder innerhalb der Eurozone können nicht abwerten. Somit sind sie der Senkung der deutschen Lohnstückkosten ausgesetzt. Diese Länder haben mehrere Möglichkeiten. Zum einen Senken sie die Löhne. Der Handel innerhalb der Eurozone wird reduziert, da die Absatzmärkte kleiner werden. Es entsteht kein Vorteil, sondern ein Patt. Die zweite Möglichkeit ist, dass sie fleißig importieren. Das können sie so lange bis eine Bank oder Rating Agentur sagt "Es reicht". Beide Situationen existieren nebeneinander in der Eurozone. Das Resultat ist, dass die Länder die massiv exportiert haben diejenigen mit den Importen stützen müssen. Tun sie es nicht, sind die angehäuften Schuldscheine eventuelle wertlos. 

Fazit

Egal wie man es wendet, der Standortvorteil den Herr Rösler zu erkennen glaubt existiert nur Dank der Eurozone und dann auch nur über eine bestimmte Zeit. Eigentlich sollte das Ziel einer Regierung darin liegen den Wohlstand aller Menschen zu mehren. Für Herrn Rösler als Anhänger der Stammtischvulgärökonomie gilt das nicht. Er glaubt an Mythen wie die Laffer Kurve, den Trickle Down Effekt oder das Gesundsparen. Wäre er doch nur Arzt geblieben.
 
Chris

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