Mittwoch, 5. Oktober 2011

Keynote Lecture von Heiner Flassbeck




In meinen Augen bringt Flassbeck vieles genau auf den Punkt. Seine zentralen Aussagen ist wenig hinzuzufügen. So stellt er die Frage ob es solidarisch sei, jemandem aufzuhelfen den man vorher umgeschubt hat. Er stellt ebenfalls die Frage, ob es nicht unlogisch sei Leistungsbilanzdefizite im eigenen Land zu verdammen, aber Defizitländer zum Schuldenabbau zu drängen. Er begründet dieses unlogische Verhalten damit, dass nur einzelne Komponenten eines komplexen Systems herausgegriffen werden, ohne die Effekt auf die Gesamtheit zu betrachten. Eigentlich ist dies nichts neues. In vielen Diskussionen ist diese Einkomponentenbetrachtung das zentrale Problem. 

Man Schulden eben nicht losgelöst von Vermögen sehen. Man kann Außenhandelsdefizite nicht losgelöst von Überschüssen betrachten. Man kann Lohnsenkungen nicht fordern und im Gegenzug die Kaufkraft vernachlässigen. Man kann keine längeren Arbeitszeiten fordern weil alle Älter werden, aber dabei über 9% Jugendarbeitslosigkeit vernachlässigen. Das wird aber ständig gemacht. Die Einzelbetrachtung ist dann auch meist sehr schlüssig. Allerdings scheitern diese Betrachtungen dann an der Realität. 

Ein Beispiel hierfür sind Steuern und Sozialsysteme. Natürlich kann ein Reicher argumentieren, dass beides Geld kostet und unfair ihm gegenüber sei. Er verdient viel und muss viel zahlen. Er blendet aber aus, dass wenn er nicht zahlt eventuell alles verliert, da die Mehrheit der Bürger einfach das Eigentum in Form eines Kommunismus abschaffen. In der Einzelbetrachtung werden die Gesetze des Eigentums als gegeben und unveränderlich vorrausgesetzt. Nicht nur ein König oder eine Regierung scheiterte an diesem Glauben.

In einem letzten Punkt widmet sich Flassbeck dem Wettbewerb der Nationen. Seiner Ansicht nach ist dieser Wettbewerb in Unsinn. Kooperation wäre deutlich hilfreicher. Seinem Argument kann man vor dem Hintergrund der Griechenlandkrise absolut folgen. Deutschland war und ist wettbewerbsfähiger als Griechenland. Was hat Deutschland gewonnen? Im Endeffekt nicht viel. Die Griechen werden entweder gerettet und zahlen einen Teil der Schulden zurück, oder sie gehen Pleite und das Geld ist komplett weg. Die Griechen verlieren in jedem Fall und deutschen um Endeffekt auch. Die Schulden könnten nur bezahlt werden, wenn die Deutschen Handelsdefizite gegenüber Griechenland haben. Das wird aber nicht so bald geschehen. Somit wird ein Sparprogramm für die Griechen gefordert, welches zum Zusammenbruch der Wirtschaft und dem Verlust der Kredite in Deutschland führt. Beide Staaten haben verloren. Koorperation und das Einhalten der Regeln hätten dies vermieden. Während die Griechen etwas über der Zielinflationsrate lagen, war Deutschland weit darunter. Beide sind an der Misere Schuld. Deutschland gab aber letztenendes dem wackelnden Griechen den Schubser. Wo wir wieder bei der Frage sind, ob es wirklich solidarisch ist wenn wir ihnen helfen.

Chris

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