Dienstag, 1. Februar 2011

Prozente oder absolute Werte

Wie bringt man die Menschen dazu ein Produkt zu kaufen. Normalerweise macht man Werbung. Die angewandte Darstellungsform kann dabei die Wahrheit verdecken ohne zu Lügen. So wird zum Beispiel häufig argumentiert, dass der Staat zu fett sei. Seine Steuereinnahmen stiegen jedes Jahr auf ein neues Hoch. Daran sieht man, dass der Staat nicht mit Geld umgehen könnte. Sieht man genauer hin, dann wird klar das diese Aussage schon stimmt wenn Steuereinnahmen nur um die Inflationsrate steigen. Die Angestellten von Bund, Ländern und Kommunen wollen ebenso Gehaltserhöhungen. Der Strom, Heizung, Wasser, Reparaturkosten, eben alle Leistungen die bezahlt werden müssen, werden gemittelt teurer. Das heißt auf die absoluten Zahlen zu schauen ist in diesem Fall wenig hilfreich. Stattdessen muss man die Steuereinnahmen den erwirtschafteten Werten (z.B. BIP) entgegensetzen. Daran erkennt man dann deutlich ob mehr oder weniger Wirtschaftskraft in den Staatsbereich fließt.
In anderen Bereichen werden gerne Prozente genutzt. So zum Beispiel um die Rentenkosten verurteilen. Wenn diese um 1% steigen würden, so sind das für die Mehrheit der Menschen "nur" 10-20 Euro im Monat. Will man sich privat absichern, dann würde man mit diesem Betrag nicht weit kommen. Streng genommen müsste man die private Vorsorge auch in Prozent angeben. Da wird es doppelt bitter für die meisten. Denn bei der gesetzlichen Rente teilt sich das 1% in den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Will man dieses Prozent privat absichern bekommt man sicher nicht 0.5% mehr Bruttolohn.
Ein letzter populistischer Trick sind Prognosen oder Kostensummen. So wurde von Bernd Raffelhüschen "errechnet", dass eine Rentengarantie 5 Milliarden Euro im Jahr 2017 kosten wird. Treten diese spekulativen Mehrkosten auf, dann sind dies 11 Euro Mehrkosten/Monat pro arbeitendem Bürger. Sind diese Kosten auf den Gesamtzeitraum ausgedehnt, dann sind es 18 Euro/Jahr. Die Argumentationsgrundlage ist sehr dünn. Sie hört sich allerdings gefährlich an. Da sich wenige Menschen die Mühe machen nachzurechnen und zu verstehen was diese Prognosen und Halbwahrheiten für sie bedeuten, können sie dennoch als Grundlage für "nachhaltige" Reformen genutzt werden. Ähnliche halbseidenen Argumente wurden genutzt die Renten real zu kürzen, den Finanzmarkt zu deregulieren, die Leiharbeit zu flexibilisieren und vieles mehr.

Chris

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