Freitag, 25. Februar 2011

Liberale Gedanken

1. Freiheit ist der wichtigste politische Wert. Klassische Liberale beurteilen eine Staatsformdanach, ob sie geeignet ist, die Freiheit des Individuums zu schützen.

Freiheit wird immer an den Anfang der liberalen Ideen gesetzt. Was aber ist diese Freiheit? Die Freiheit des einen ist immer die Einschränkung des anderen. Auch wird nicht definiert ob man politische, ökonomische, etc. Freiheit oder eben alles meint.

2. Individualismus: Das Individuum steht über dem Kollektiv. Deshalb dürfen die Interessen des Individuum nicht einem „Allgemeinwohl“ geopfert werden.

Im Prinzip eine gute Forderung. Leider arbeitet sie ein wenig gegen Punkt 4 wo die Herrschaft des Rechts gefordert wird. Recht kann nur über das Kollektiv eingefordert werden und wird zum Allgemeinwohl aller (von mir aus um die Freiheit zu vergrößern) definiert. Somit steht das Individuum wieder unter dem Kollektiv.

3. Misstrauen gegenüber politischer Macht: Macht ist die Fähigkeit, die eigenen Interessen gegen die konkurrierenden Interessen anderer durchsetzen. Klassische Liberale argumentieren, dass das Individuum selber am besten weiß, was am ehesten seinen Interessen entspricht, deshalb sollte man sie nicht mit Macht (=Zwang = Gewalt) zwingen, Dinge zu tun, die sie freiwillig nicht tun wollen.

Grundsätzlich stimme ich jedem Liberalen zum wenn er meint das man Misstrauisch gegenüber der Politik sein muss. Ich verstehe allerdings nicht wieso dies nicht auf alle Machthaber erweitert wird. Irgendwie scheint eine virtuelle, aber unüberwindliche Grenze zwischen Macht durch Reichtum und der Macht durch die Politik zu geben. In meinen Augen ist das Unsinn. Große Konzerne und reiche Menschen können ebenso unterdrücken und Ausbeuten wie es Staaten können. Formal könnten die sie rechtlich belangt werden. Real geschieht dies selten.

4. Die Herrschaft des Rechts: Gemeint ist ein höheres Prinzip, das es uns ermöglicht, das Regierungshandeln zu beurteilen. Ein Beispiel für eine solches Prinzip ist die Gleichheit vor dem Gesetz, ein anderes Prinzip besagt, dass sich auch die Regierung an geltendes Recht halten muss.

Dem kann man zustimmen. Allerdings ist die Umsetzung sehr schwierig. Denn auch die aktuelle Gesellschaftsform fordert das.

5. Die Zivilgesellschaft: Das sind auf Freiwilligkeit basierende Organisation, seien es die Familie, die Kirche oder Wohltätigkeitsorganisationen, auf der Ebene zwischen Staat und Individuum. Klassische Liberale glauben, viele gesellschaftliche Probleme können effizienter von jenen angegangen werden, die am ehesten mit den Individuen vertraut sind, die von bestimmten Problem betroffen sind, als von staatlichen Bürokraten, die keine oder nur eine begrenzte Ahnung von den Lebensumständen der Individuen haben.

Dieser Punkt ist etwas unscharf formuliert. Wer sind denn die Beamten, welche das gesamte soziale Leben bestimmen? Ist die allgemeine Förderung von Vereinen von Nachteil. Jeder kann trotzdem Wählen welchen Sport er macht.

6. Die spontane Ordnung: Ordnung meint die Existenz bestimmter Regeln, die eine gewisse Vorhersagbarkeit ermöglichen. Klassische Liberale glauben nicht, dass es eine bestimmte Organisation oder ähnliches braucht, damit sich eine Ordnung herausbildet, sondern, dass sich Ordnung ganz spontan einstellt, als Resultat freiwilliger Interaktion zwischen Individuen.

Wie diese Ordnung aussieht weiß allerdings kein Liberaler. In meinen Augen ein sehr wage These. Nach dieser These dürfte kein Damm gebaut und keine Lebensmittel für schlechte Zeiten gelagert werden. Die spontane Ordnung würde dafür sorgen, dass einge Menschen mit Schwimmhäuten überleben.Per se jegliche Planung und Steuerung (auch auf den Märkten) zu unterlassen, um einen Glauben zu folgen halte ich für falsch.

7. Freie Märkte: Der Staat bzw. die Regierung sollte nicht in den freiwilligen Austausch von Waren und Gütern zwischen Individuen eingreifen. Sie sollte Individuen nicht vorschreiben dürfen, wo diese zu arbeiten haben, wie viel sie zu sparen haben oder was sie bauen oder produzieren sollen. Die Geschichte lehrt uns, dass freie Märkte den Lebensstandart der Teilnehmer in vielfältiger Weise verbessern.

Punkt sieben ist derjenige auf den ettliche "Liberale" ihre Gedanken beschränken. "Die Geschichte lehrt uns, dass freie Märkte den Lebensstandart der Teilnehmer in vielfältiger Weise verbessern." ist ein Märchen. Wann exisitierten jemals freie Märkte. Die USA, Japan, Deutschland (gleich 2 mal) entwickelten ihre Wirtschaft mit einer protektionistischen Politik. Erst als die Wirtschaft entwickelt war wurden die Grenzen geöffnet. Auf dem Binnenmärkten sieht es ähnlich aus. Es gibt Lebensmittelstandards, technische Standards (bsp. in Elektroartikeln), etc. Dies sind alles Eingriffe in den Markt. Sicherlich würde die Salami vom Markt verschwinden, wenn erst 1000 Menschen gestorben wären. Wer möchte diesen Zustand.
Der freieste existierende Markt ist der Kapitalmarkt. Stabilität zeichnet ihn nicht aus.

8. Toleranz: Toleranz ist die Überzeugung, dass man sich nicht in Angelegenheiten einmischen sollte, nur weil einem selbst nicht zusagen. Damit ist nicht Beliebigkeit gemeint, sondern das moralische Prinzip, anderen nicht den eigenen Willen z.B. durch Regierungshandeln aufzwingen zu wollen.

Dem ist zuzustimmen.

9. Frieden: Gemeint ist die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Klassische Liberale wenden sich damit auch gegen eine interventionistische Außenpolitik und argumentieren, die zwischenstaatlichen Beziehungen sollten auf den sogenannten vier Freiheiten basieren: Freier Austausch von Kapital und Arbeitskräften, Menschen, Gütern und Dienstleitungen aber auch von Ideen.

Dem kann man auch zustimmen. Leider wurden zur Durchsetzung von Privatisierungen, Auflösung von Preiskontrollen und Liberalisierung der Märkte allzuoft Gewalt und Terror verwendet. Dieses Ideal mag funktionieren. Die Grundvorraussetzung wäre in meinen Augen eine Machtgleichheit innerhalb der Gesellschaft.

10. Der Minimalstaat: Die Aufgabe des Staates bzw. der Regierung ist es, das Leben, die Freiheit und das Eigentum seiner Bürger zu schützen. Nicht mehr und nicht weniger.

Eine sehr unscharfe Formulierung. Das Leben der Bürger soll geschützt werden. Wann fängt man damit an? Soziale Sicherungssystem sichern auch das Leben. Dennoch wird die Privatisierung der Selbigen propagiert. Wenn sich dann einige Bürger diese Sicherung nicht mehr leisten können hat der Staat seine Aufgaben nicht erfüllt. Fazit: Eine interessante Zusammenfassung der Kernaussagen des Liberalismus. In fast allen Punkten kann man mit Einschränkungen zustimmen. Die komplette Umsetzung ist aber unrealistisch. Es werden wenig klare, sondern eher nebulöse Ziele vereinbart. Die Welt ist komplexer als diese Thesen zugeben wollen (Beispiel freier Markt).

Quelle: Gehirnschluckauf

Chris

1 Kommentar:

  1. Ja, wunderbar. Sehr lesenswert.
    Besonders interessant ist tatsächlich wie nur politische Macht als einengend empfunden wird. Konzerne können natürlich erheblich effizienter unterdrücken. Beinahe jedes nach Gewinn strebende Unternehmen ist einer kleinen Diktatur gleich eingerichtet. Ein Staat im Staate, der mit Demokratie nichts zu tun hat. Für den Liberalen offenbar kein Problem.
    Dabei braucht Freiheit offenbar bestimmte Voraussetzungen. Erst wenn diese hergestellt sind, kann man die Menschen guten Gewissens aufeinander "loslassen". "Freiheit ist immer die Freiheit der anderen", dieser Ausspruch hatte, hat und wird imemr Geltung haben. Die persönliche Freiheit hat ihre Grenzen dort, wo die Freiheit des anderen berührt wird, denn der ist nicht irgendeine Sache mit der man nach Belieben hantieren kann, sondern er ist das mir gemäße.
    Wer das nicht wahr haben will ist bestenfalls egoliberal.

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