Montag, 28. Juni 2010

Wohlfahrtsstaat: Der geordnete Rückzug

Ich wünschte manch liberaler Schreiberling würde sein Thesen auch mal anders belegen als durch eine pure philosophische Betrachtung. Wo sind objektive Vergleichkriterien, wie Lebensalter, Bildungdurchschnitt, relativer Wohlstand, etc. geblieben. Wo sind die Kosten der öffentlichen Einrichtungen gegenüber privater angegeben. Wo wird überhaupt irgendetwas belegt? Dort wird einfach mal behauptet

Umverteilung senkt auf die Dauer den Lebensstandard, ist unökologisch und asozial
Warum ist das so? Haben Schweden und Norwegen keine hohen Lebensstandards? Kennen die USA keinerlei Armut? Vor allem ist die Frage was "auf Dauer" denn sein soll 10 Jahre, 100, oder 1000?

Der Staat kann als Zwangsmonopolist soziale Probleme nicht befriedigend lösen

Was ist befriedigend? Was sind soziale Probleme? Bei Autoren, welche die sozialen Errungenschaften der modernen Staaten kaputt reden wollen, werden Floskeln verwendet welche man auf alles oder nichts anwenden kann. Es wird sich einfach nicht fest gelegt. Wieso 100 Energieversorger effektiver sein sollen als ein einziger, oder warum das Gesundheitssystem besser funktionieren soll, wenn es in privater Hand ist wird weder erklärt noch belegt. Dieser Beleg wird auch schwierig zu führen sein. In bestimmten Bereichen ist er nicht zu erbringen.

Die Forderungen des Autors Robert Nef sind einfach. Die Umverteilung an die Ärmeren der Gesellschaft soll eingestellt werden. Das er im Gegenzug die Umverteilung nach oben einführt wird nicht erwähnt. Denn durch die Ungleichverteilung der Vermögen haben nicht alle die gleichen Chancen oder Wichtung auf dem Markt. Somit ist die Gerechtigkeit in diesem Fall nicht gegeben. Des Weiteren ist durch eine Vielzahl von Studien belegt, dass eine Gesellschaft in der die Unterschiede zwischen den Reichsten und die Ärmsten gering ist, die Bildung, die Zufriedenheit, die Gesundheit besser ist als wenn der Unterschied sehr hoch ist. Der relative Unterschied ist also wichtiger als der absolute Wohlstand. Wenn der Autor dies ingnoriert, ignoriert er die Natur des Menschen.

Erschreckenderweise kommt hinzu, dass kaum ein Kommentargeber diesen Text kritisiert. Es werden keinerlei kritische Fragen gestellt. Sicherlich sind die Sozialstaaten weder perfekt, noch könnte man etwas verbessern. Auch muss man immer die Frage der Notwendigkeit stellen. Allerdings stellen sie Momentan ein gewisses Optimum dar, wenn man in die Geschichte schaut. Vielen Menschen geht es vergleichsweise gut. Auch die Ärmsten haben zu essen und einen Platz zum leben. Das alles soll aufgegeben werden, um Platz für einen neuen Marktfeudalismus zu machen.

Chris

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